25 Jahre Taizé-Gebet in Rain

Jesus Tür zum Leben

RAIN (pdr/sm) – Seit 25 Jahren hat in der Pfarrgemeinde in Rain (Landkreis Straubing-Bogen) das Taizé-Gebet seinen festen Platz. Nach wie vor ist das Organisationsteam rund um Klaus Wagenpfeil vom Taizé-Gedanken fasziniert: die reich geschmückte Kirche mit vielen brennenden Kerzen, die wechselnden einfachen Gesänge, die Worte der Bibel. Zum Jubiläumsgebet am vergangenen Sonntagabend war, wie bereits vor fünf Jahren auch, Weihbischof Josef Graf aus Regensburg nach Rain gekommen, der anschaulich das Wort Jesu „Ich bin die Tür zum Leben“ erläuterte.    

Die Atmosphäre im Kirchenraum mit den vielen Ikonen, Blumen und brennenden Kerzen kann man nicht beschreiben – man muss sie erleben. Taizé-Andachten sind eine besondere Form des gemeinsamen Gebetes, die auf die innere Einkehr zielen. Das vielfache Wiederholen der einprägsamen mehrstimmigen ökumenischen Lieder, Gebete aus allen christlichen Konfessionen, stille Minuten und „einfach dasein“ wechseln sich ab. 

Schön und erfreulich war, dass Weihbischof Josef Graf, Pfarrer Alfons Leibl, die evangelische Pfarrerin Christine Rießbeck und Pfarrer Sigmund Humbs in eine fast voll besetzte Kirche einziehen konnten. Unter die zahlreichen Kirchenbesucher hatten sich auch Pfarrvikar Innocent Ezewoko, die evangelische Pfarrerin Elke von Winning und der evangelische Pfarrer Hasso von Winning sowie Dekan Johannes Plank gemischt, um das Jubiläumsgebet mitfeiern zu können. 

Einen herzlichen Willkommensgruß für den Weihbischof hatten Leonie und Jakob parat, die ihm Blumen überreichten und ihre Freude darüber ausdrückten, dass sie im Juli von ihm gefirmt werden. Klaus Wagenpfeil als Initiator und Hauptorganisator des Rainer Taizé-Gebetes erinnerte an den 23. Januar 1998, als das erste Taizé-Gebet in Rain stattfand – damals war Sigmund Humbs Pfarrer in der Gemeinde und deshalb feierte er auch das Jubiläum mit. Wohl niemand  habe damals gedacht, dass so lange durchgehalten wird: Heute darf Dank gesagt werden für 25 Jahre Lob und Preis für den Herrn. 

Verbundenheit mit
Christen in aller Welt 

Gebetet und gesungen wurde in verschiedenen Sprachen als Zeichen der Solidarität mit den Christen in der ganzen Welt. Gemischte Gesänge, Psalmen und Lieder wechselten sich ab. Den brillanten Ton dazu gaben Peter Dirscherl und  Schwester Edit vom Kloster der Ursulinen als Vorsänger mit der ganzen Gemeinde in den Kehrversen und Liedern. Das Evangelium trugen Pfarrerin Christine Rießbeck auf Französisch, Pfarrerin Elke von Winning auf Englisch und Pfarrer Alfons Leibl auf Deutsch vor. Dazwischen wurde jeweils das Lied „Jesus Christus, Wort des Lebens“ gesungen. 

In seiner Ansprache blickte Weihbischof Josef Graf auf das Johannesevangelium: „Jesus Christus spricht: Ich bin die Tür. Wenn jemand durch mich hineingeht, wird er gerettet werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden.“ Weihbischof Graf erinnerte daran, dass Türen geöffnet, aber auch geschlossen werden können. Er ließ die Zuhörer an seinen eigenen „Tür-Erinnerungen“ teilnehmen, als sich vor sieben Jahren das Westportal im Regensburger Dom geöffnet hatte und er einzog, um mit Freude die Bischofsweihe zu empfangen. Türen könnten aber auch beklemmende Gefühle hervorrufen, wenn man zu einer Prüfung eintreten müsse oder zur Behandlung beim Zahnarzt. In vielen Situationen genüge es nicht, draußen „vor der Tür“ zu bleiben, sonst komme man nicht weiter.

Jesus nachfolgen und die Tür durchschreiten 

Hier schlug der Weihbischof die Brücke zum Evangelium, in dem Jesus im Zeichen der Tür spricht, als Hirte der Schafe, der durch die Tür kommt und nicht durch die Hintertür oder auf Schleichwegen. „Aufrichtig und gerade geht Jesus auf die Menschen zu. Ohne Hinterlist, ohne Argwohn“, betonte Weihbischof Josef und meinte, dass das ganze Leben Jesu beispielhaft sei für die Tür des Hirten, der die Seinen erkennt. Ihm nachzufolgen sei eine große Herausforderung für alle Menschen, besonders für jene in der Seelsorge. Hier sei oft versagt worden, viele hätten sich nicht an Jesus ausgerichtet, sich selbst zu wichtig genommen, Menschen missbraucht.

„Jesus ist für uns Christen die Tür zu Gott und damit zum Leben. Nur so erhalten wir Zugang zum Reich des Vaters, zu einem Leben in Fülle bei ihm“, resümierte der Weihbischof. Wer die Einladung Jesu annehme, durch seine Tür zu gehen, lerne das Leben und das Sterben. Man lerne glauben, was „vertrauen auf Gott“ bedeute. All dies sei ein Vorgeschmack auf das ewige Leben bei Gott. Sich einzulassen auf die Botschaft Jesu, auf das Gebet, auf die Liturgie, auf das Sakrament der Taufe, die Eucharistie, das Abendmahl, könne helfen, mit Jesus die Tür zum Geheimnis Gottes zu öffnen. 

Abschließend wünschte der Weihbischof, dass in Taizé und auch in Rain weiterhin „der Raum zu Gott“ betreten wird und weiterhin viele der Einladung nachkommen, „durch Jesus zu Gott zu kommen“. 

Im weiteren Verlauf wechselten sich Gebete, Fürbitten, bei denen Kerzen entzündet wurden, und Gesänge ab. Dabei kamen Dank und Vertrauen ebenso zum Ausdruck wie die Bitte: „Behüte mich Gott!“ Gemeinsam spendeten Weihbischof Graf, Ortspfarrer Alfons Leibl, Pfarrerin Christine Rießbeck und Pfarrer Sigmund Humbs den Segen. 

Dankesworte

Im Namen der Pfarrgemeinde dankte Gabi Ilg als stellvertretende Sprecherin des Pfarrgemeinderates dem Ehepaar Klaus und Christa Wagenpfeil für deren außerordentliches Engagement und die stets liebevolle Dekoration, nicht nur beim Taizé-Gebet, sondern das ganze Jahr über. Für die evangelische Christuskirche Straubing dankte Pfarrerin Christine Rießbeck für das zutiefst ökumenische Taizé-Gebet und die großartige Gemeinschaft. Sie erinnerte daran, dass 25 Jahre Taizé-Gebet etwa 300 Taizé-Abende seien, bei denen Klaus Wagenpfeil „das Herz der Veranstaltung“ sei. Sie überreichte ein Buch, das nicht nur interessieren, sondern auch zum Lachen bringen solle: „Kleine Geschichte des schlechten Benehmens in der Kirche“. 

Das Schlusswort hatte Klaus Wagenpfeil, der an Weihbischof Graf eine Ikone aus Taizé überreichte und eine Einladung an alle Teilnehmer zum 50-jährigen Jubiläum aussprach. Da gemeinsames Beten und gemeinsames Feiern zusammengehören, waren anschließend alle in das Pfarrzentrum zu einer Kartoffelsuppe mit Brot geladen. Hier gab es noch Dankesworte durch verschiedene Gruppen und Freunde. 

25.01.2023 - Bistum Regensburg